Vermont, 1959: An der Welton Academy, einem prestigeträchtigen Internat für Jungen mit einer langen Historie, beginnt ein neues Schuljahr. Tradition, honor, discipline und excellence – das sind die Werte, die an der Schule gelehrt und gelebt werden. Nicht nur der neue Schüler Todd Anderson, sondern auch der neue Englischlehrer an der Schule, John Keating, muss dies schmerzlich lernen.
Doch John Keating, der selbst als Junge die Welton Academy besucht hat, möchte den Schülern mehr beibringen:
Have no fear, you will learn what this school wants you to learn in my class; however, if I do my job properly, you will also learn a great deal more. For example, you will learn to savor language and words because no matter what anyone tells you, words and ideas have the power to change the world.
S. 40
Im vierten Kapitel wird uns die Strenge und die Härte der Lehrer und des Unterrichts demonstriert. Keating steht in starkem Kontrast zu den anderen Lehrern. Er wird beschrieben als kind, patient, und charismatic – ein erstes Konfliktpotenzial zeigt sich also schon sehr früh. In Keatings Unterricht herrscht keine Strenge, es geht nicht um reines Auswendiglernen. Sein Ziel ist kein geringeres, als die Schüler zu eigenständigem Denken zu ermutigen. Er lässt sie auf die Tische springen. Wieso?
The answer, my dear lads, is that we must constantly endeavor to find a new point of view.
S. 60
Und er lässt sie auf dem Schulgelände im Gleichschritt marschieren:
What it demonstrates is how difficult it is for any of us to listen to our own voice or maintain our own beliefs in the presence of others. If any of you think you would have marched differently, then ask yourself why you were clapping. Lads, there is a great need in all of us to be accepted, but you must trust what is unique or different about yourself, even if it is odd or unpopular.
S. 87
In dem Umfeld, das Tradition und Disziplin wertschätzt, zeigt er den Jungen auf, was das Leben lebenswert macht:
One reads poetry because he is a member of the human race, and the human race is filled with passion! Medicine, law, banking—these are necessary to sustain life. But poetry, romance, love, beauty? These are what we stay alive for!
S. 41
“What Knox has done,” Keating said as he faced the class, “demonstrates an important point, not only in writing poetry, but in every endeavor. That is, deal with the important things in life—love, beauty, truth, justice.”
S. 73
But there must be poetry and we must stop to notice in even the simplest acts of living or we will have wasted much of what life has to offer.
S. 74
Einen strengen Ton und Disziplin gewohnt, brauchen Keatings Schüler etwas Zeit, sich an die neue Art des Unterrichts zu gewöhnen. Doch auch wenn es ihnen vergleichsweise schnell gelingt, sich darauf einzulassen – eine Gruppe von Schülern, darunter Todd, sein Zimmergenosse und einige andere Schüler lassen den von Keating in jungen Jahren angehörigen Club der toten Dichter sogar wieder auferstehen –, fällt Keating auch im Kollegium negativ auf. In einem Gespräch mit Headmaster Gale Nolan, der sich erkundigt, was es mit dem Marschieren auf dem Schulgelände auf sich hatte, macht er noch einmal ganz deutlich, welches Verständnis er von education hat:
I always thought education was learning to think for yourself.
S. 109
Im Laufe der Geschichte zeigt sich, wie sehr Keating mit seinem Unterricht zu den Jungs durchgedrungen ist:
“We thought it would be good to break old habits, sir,” he explained.
S. 119
“What is wrong with old habits, Mr. Overstreet?”
“They perpetuate mechanical living, sir,” Knox maintained. “They limit your mind.”
Obgleich Keatings Unterricht ganz anders ist als das, was die Schüler bisher kannten, lassen sie sich ziemlich schnell auf die Botschaften des Lehrers ein. Zum Schluss jedoch nimmt das Ganze ein tragisches Ende, als sich einer der Jungen umbringt. Ermutigt durch den Unterricht des neuen Lehrers, erkennt Neil Perry seine wahre Leidenschaft: Er möchte Schauspieler werden. Ohne die Erlaubnis seines Vaters, der den weiteren Weg seines Sohns bereits geplant hat, übernimmt er eine der Hauptrollen eines Stücks, brilliert, wird jedoch sofort nach der Aufführung von seinem Vater nach Hause gefahren und soll künftig die Militärakademie besuchen. Neil, der sich zum ersten Mal in seinem Leben frei gefühlt hat, kann damit und mit dem Unverständnis seiner Eltern nicht leben, und nimmt sich mit der Waffe seines Vaters das Leben.
In den Augen der Schulleitung ist John Keating schuldig an dem Vorfall und soll als Konsequenz seinen Posten als Lehrer verlieren, denn seine alternativen Lehrmethoden hätten den Jungen in den Tod getrieben. Die Gruppe um Todd, die den Club der toten Dichter wieder aufleben ließ, wird gezwungen, dies schriftlich zu bestätigen. In einem emotionalen Finale wird die Entwicklung von Todd – anfangs ein in sich gekehrter, schüchterner Junge, der weder vor der Klasse sprechen konnte, noch sich auf soziale Interaktion einlassen wollte, durch den Englischunterricht jedoch endlich in der Lage, sich zu öffnen – vollends deutlich: Als Keating den Englischunterricht seines Nachfolgers unterbricht, um seine letzten Sachen zu holen, springt Todd auf seinen Tisch und ermutigt damit andere Schüler, es ihm gleichzutun, und so Keating ein letztes Mal zu ehren.
Dead Poets Society ist auf der Grundlage des Drehbuchs für den gleichnamigen Film entstanden. Es ist das erste Buch dieser Art, das ich gelesen habe. Zwar gefallen mir die zentralen Botschaften Keatings in Buch und Film gleichermaßen, doch ist nicht nur am Ende alles wieder beim Alten (nach einem tragischen Ereignis), auch stilistisch hat mir das Buch nicht besonders zugesagt. Mit 166 Seiten ist es ein recht kurzes Buch. In den 14 Kapiteln vollziehen die Jungen eine extrem schnelle Entwicklung, die für einen von ihnen sogar tödlich endet. In meinen Augen finden diese Entwicklungen etwas zu plötzlich statt. Auffallend war auch der Wechsel der Perspektive von einer beschreibenden Außensicht zu ein paar wenigen Innensichten („he thought“, „he wondered“, Kapitel 9). Ebenso wenig nachvollziehbar war es, wie schnell sich Chris in den übergriffigen Knox verliebt hat, von dem sie praktisch gar nichts wusste.
Für mich ist es ein Buch mit ein paar schönen Zitaten, aber keine literarische Meisterleistung. Die Romanadaption bietet für mich auch keinen Mehrwert gegenüber dem Film.
Die Leseprobe
gibt es diesmal nicht – ich konnte leider keine finden.
Die Autorin
Nancy Horowitz Kleinbaum, amerikanische Schriftstellerin und Journalistin, wurde am 30.08.1948 in Elizabeth, New Jersey, geboren, und starb am 24.10.2024. Sie studierte an der Medill School of Journalism an der Northwestern University und arbeitete zunächst als Zeitungsredakteurin, unter anderem in Massachusetts, wo sie als jüngste Redakteurin des Bundesstaates tätig war.
Später schrieb sie Romanfassungen bekannter Filme und Serien. Ihr bekanntestes Werk ist die Adaption von Dead Poets Society, die ihr internationale Aufmerksamkeit einbrachte, insbesondere im deutschsprachigen Raum.
she published Dead Poets Society, a novel based on the film’s original screenplay, written by American writer and film producer Tom Schulman (b. 1950). Kleinbaum wrote the book at the same time as the motion picture, starring American actor Robin Williams (1951–2014), was being filmed in Delaware. At the time she wrote the novel, she lived with her husband and children in Mt. Kisco, New York. Given a script primarily consisting of dialogue and with no knowledge of where filming was taking place, Kleinbaum had to fill in her own descriptions of geographic locations and other settings in the text. In an interview she explained that her background with prep school life helped her fill in the blanks. Kleinbaum’s brother and her three children spent time at Phillips Exeter Academy in New Hampshire. From her frequent visits to the campus, she had an insider’s sense of a boy’s life at preparatory school, including the nature of the school, dorms, rules, and study hours. Also, she had spent time in the surrounding woods and town. Kleinbaum said, “My physical reference point for Dead Poets Society was Phillips Exeter. … I felt as though I was at Exeter when I was writing it.” Dead Poets Society remains a popular novelization, and Kleinbaum notes, in the same interview, that the German translation of the text is widely read and even has a fan club.
https://www.coursehero.com/lit/Dead-Poets-Society/author/
Weitere Veröffentlichungen umfassen unter anderem Magnificent Seven: The Authorized Story of American Gold über das US-Turnteam der Olympischen Spiele 1996. Im Jahr 2000 schloss sie ein Master-Studium in American Studies an der Columbia University ab.
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