Ein Buch, in dem über das Wetter genörgelt wird, in dem überhaupt nur genörgelt wird: Deutscher wird es nicht. Prokrastinieren und nörgeln, das sind die beiden Tätigkeiten, die in Kleine Probleme im Vordergrund stehen.
Nicht mal ein Alkoholproblem, obwohl ich es wirklich versucht habe. Wie erbärmlich, dass man es nicht mal schafft, Alkoholiker zu werden, um dann wenigstens noch trockenener Alkoholiker werden zu können.
Dieses Zitat ist in meinen Augen auf dem gleichen Niveau und empfinde ich als ebenso geschmacklos wie Äußerungen von Sophie Passmann in ihrem Buch Pick me Girls. Wäre dies kein Buchclub-Buch gewesen, hätte ich allerspätestens hier aufgehört, mir dieses Buch anzuhören. In der BookBeat-Hörbuchversion findet sich die Aussage bei nicht mal 15 Prozent des Buchs.
„Zum Lachen“ (Denis Scheck), „irre lustig“ (Maren Keller), „ein zutiefst witziges […] Buch“ (Juli Zeh), „ein schreiend komischer […] Roman“ (Gesa Ufer) – so die Pressestimmen zum Buch, die auf der Verlagswebseite gelistet sind. Ich fürchte, der Witz ist mir entgangen.
Das war einfach kein Buch für mich. Der Schreibstil hat mich an einen langen Poetry Slam erinnert, was nicht meins ist, und inhaltlich war es mir ein bisschen zu viel Alltag für Unterhaltungsliteratur. Am meisten gefällt mir Literatur, die mir eine Ausflucht vom Alltag bietet und mich nicht mitten hineinzieht. Dafür ist dieses Buch nicht die richtige Wahl.
Die Leseprobe
gibt es hier 🔗 Leseprobe Kleine Probleme
Die Autorin
Nele Rahel Pollatschek ist am 15. März 1988 in Ost-Berlin geboren. Nach dem Bachelor-Studium der Englischen Literatur und Philosophie in Heidelberg und Cambridge (2008-2012) begann sie ihr Master-Studium in Oxford und im Jahr 2013 ihre Dissertation zur Theodizeefrage im viktorianischen Roman. Fünf Jahre später wurde sie promoviert. Ihr Debüt Das Unglück anderer Leute erschien 2016. Für ihre Arbeiten hat sie diverse Preise erhalten.
Im August 2020 erschien ihr Artikel Deutschland ist besessen von Genitalien im Tagesspiegel. Darin positioniert sie sich gegen das Gendern. Sie fühle sich auf ihre Genitalien reduziert, wenn sie als Schriftstellerin bezeichnet wird. „Im Grunde gibt es nur ein einzig wirklich gutes Argument gegen das Gendern: Es ist leider sexistisch“, behauptet sie in ihrem Artikel. Ihre Ablehnung zu gendern sei aus einer Diskussion mit einer Lehrkraft an einer Universität in England entstanden, bei der es darum ging, wieso man in Deutschland nichts gegen die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen täte. Dass es sich beim Englischen und beim Deutschen um unterschiedliche Sprachen mit unterschiedlichen Artikeln handelt, was Auswirkungen auf die Wahrnehmung hat, lässt Pollatschek außen vor. Sie scheint außerdem den Unterschied zwischen Sex und Gender nicht verstanden zu haben: „Denn mit wenigen Ausnahmen geht es beim Gendern um Genitalien, nicht notwendigerweise um die, die wir sehen, aber um die, von denen wir denken, dass sie da sind.“ In ihrem Artikel schildert sie die Vorteile des generischen Maskulinums, für das sich der Guardian entschieden habe, lässt aber auch die Geschichte des generischen Maskulinums in der deutschen (Sprach-)Geschichte außen vor.
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