Jane Austen: „Pride and Prejudice“ (1813)

Roman, erstmals 1813 von Thomas Egerton in London veröffentlicht und in dieser Ausgabe 2019 bei Woolf Haus Publishing erschienen, 387 Seiten. ISBN: 978-1-925788-07-5.
„Pride and Prejudice“ (1813) von Jane Austen | Prosa & Papier

Pride and Prejudice, auf Deutsch Stolz und Vorteil, ist eine der bekanntesten Liebesgeschichten. Im Fokus stehen die 20-jährige Elizabeth Bennet und der 28-jährige Fitzwilliam Darcy. Sie ist klug, hübsch, mutig, er reich, hübsch, und stolz. Nach Missverständnissen und aufregenden Nebenhandlungen stellt sich heraus: So arrogant ist Darcy gar nicht. Eigentlich ist er sogar ein ziemlich feiner Kerl. Und da dies keine tragische Liebesgeschichte ist, kommen sie letztlich zusammen und werden glücklich miteinander.

Neben der Entwicklung einer Liebe erfahren wir viel über die Gepflogenheiten der Zeit und die Erwartungen an Frauen (und am Rande auch an Männer). Darcys Anforderungen an Frauen sehen etwa so aus:

“A woman must have a thorough knowledge of music, singing, drawing, dancing, and the modern languages, to deserve the word; and besides all this, she must possess a certain something in her air and manner of walking, the tone of her voice, her address and expressions, or the work will be but half-deserved. All this she must possess,” added Darcy, “and to all this she must yet add something more substantial, in the improvement of her mind by extensive reading.”

S. 39

Künstlerisch gebildet soll sie also sein, unterhalten können, sie soll belesen sein, eine schöne Stimme haben, sich gewählt ausdrücken und das gewisse Etwas haben. An anderer Stelle betont er, dass auch ein gutes Aussehen dazugehört. Lizzy ist nicht nur all das, sie ist auch mutig: Die 20-jährige junge Frau lässt sich nicht einschüchtern, unabhängig vom Stand der Person, mit der sie zu tun hat, was mich sehr beeindruckt hat.

Ebenfalls einen Eindruck hat eine weitere Stelle auf mich hinterlassen. Bevor Elizabeth und Darcy zusammenfinden, erhält sie einen Heiratsantrag von Mr. Collins, den sie ablehnt.

“I am not now to learn,” replied Mr. Collins, with a formed wave of the hand, “that it is usual with young ladies to reject the addresses of the man whom they secretly mean to accept, when he first applies for their favour; and that sometimes the refusal is repeated a second, or even a third time. I am therefore disencouraged by what you have just said, and shall hope to lead you to the altar ere long.”

S. 108

Kurz: Er nimmt ihr „nein“ nicht ernst. Zunächst auch nicht, nachdem sie erneut sehr deutlich erklärt hat, dass es ihr durchaus ernst ist und sie kein Spielchen mit ihm spielt. „Nein heißt nein“ war also schon 1813 eine gängige Unterhaltung.

Aber auch an anderen Stellen empfand ich das Buch als noch immer aktuell: „The more I see of the world, the more I am dissatisfied with it; and every day confirms my belief of the inconsistency of all human characters, and of the little dependence that can be placed on the appearance of merit and sense“ (S. 137). Oder hier: „But these things happen so often! A young man, such as you describe Mr. Bingley, so easily falls in love with a pretty girl for a few weeks, and when accident separates them, so easily forgets her, that these sort of inconsistencies are very frequent“ (S. 142).

Für mich ist es die Kombination aus einer glücklichen Liebesgeschichte, britischem Humor, einer starken Frauenfigur, einer Figurenentwicklung und der oben demonstrierten Aktualität, die das Buch für mich zu einem reinen Vergnügen machen. Trotz guter Englischkenntnisse war das Buch im Original jedoch eine Herausforderung, da es Wendungen enthielt, die nicht mehr geläufig sind.

Die Leseprobe

gibt es hier 🔗 Leseprobe Pride and Prejudice

Über die Autorin

Jane Austen (16.12.1775-18.07.1817) war eine britische Schriftstellerin, deren Werke zu den Klassikern der englischen Literatur gehören. Als siebtes von acht Kindern in Steventon in Hampshire geboren, genoss sie Zuhause eine vergleichsweise umfassende Ausbildung. Sie las viel, hatte Zugang zur Bibliothek des Vaters und begann mit 12 Jahren zu schreiben: Prosa, Kurzromane, Theaterstücke und Fragmente, in denen sie sich kritisch mit literatischen und gesellschaftlichen Konventionen auseinandersetzte.

Im Jahr 1801 zog die Familie nach Bath, nach dem Tod des Vaters nach Southampton, 1809 nach Chawton, wo Austen bis zu ihrem Tod lebte und ihre Werke verfasste. Austen heiratete nie und lebte zurückgezogen. Ihre Bücher veröffentlichte sie anonym. Gerieten ihre Werke zeitweise aus der Mode, waren sie in den 1990er Jahren besonders beliebt.